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Der Begriff des Pittoresque weist im angelsächsischen Raum seit seiner theoretischen Begründung im 18. Jahrhundert eine wechselhafte Geschichte auf. Obwohl oder gerade weil eine eindeutige Definition und Bedeutungszuschreibung nicht möglich ist, besitzt das Pittoresque im englischen Sprachraum mehr als nur eine umgangssprachliche Relevanz: Es beschreibt eine Kategorie der Ästhetik sowie ein gestalterisch-konzeptionelles Verfahren, das in England eine bis heute fortwährende Tradition nachzeichnet.
Programm
Eines der auffallendsten und überraschendsten Merkmale einer pittoresken Situation ist das Nebeneinander von unterschiedlichen, gar widersprüchlichen Elementen. Der ehemalige Kurort Schweizermühle, Badeort der sächsischen Könige und des Adels, entwickelte sich durch seine wechselhaften Geschichte zu einem heterogenen "Nebeneinander" unterschiedlicher Situationen. Relikte alter Gebäude, Brunnen und Gartenanlagen zeigen heute noch die bedeutung des Ortes als Kurort.
Ausgehend dieser "pittoresken" Situationen wollen wir uns mit dem vergangenen, dem gegebenen und dem kommenden auseinandersetzen. Der Ort und der Genius wird zum Ausgangspunkt des Entwurfes.
Die Nähe zum Ort – Mut zum Unzeitgemässen
Der Kontext, das Haus und die Einrichtung vergangener Epochen, die uns immer wieder zu fesseln vermögen, waren die Konzentration von ortsgebundenen Ursachen – von Gegebenheiten, Bedürfnissen, Zwängen und kulturellen Gewohnheiten. Eine Isolation des eigentlichen Ortes vom Menschen, seiner Kultur und seiner natürlichen Umgebung, war früher nicht denkbar. Erst unsere Zeit mit den technischen Errungenschaften und der gewonnenen Freiheit erlaubte dem Menschen, sich von diesem spezifischen Ort zu lösen. Die Folge: Sowohl die Bilder des Hauses, wie die seiner Einrichtung gleichen sich inzwischen weltweit. Die Formen und Ausdrucksmöglichkeiten verengten sich dabei – trotz oder gerade durch die an sich unbegrenzte Vielfalt – auf wenige ästhetische Ansichten und Begriffe. Diese Tatsache lässt sich dadurch erklären, dass die spezifischen oder lokalen Eigenschaften, die in anderen Epochen Gegenstände geprägt haben, nicht mehr relevant sind. Das Haus muss nicht die klimatischen Bedingungen des Ortes berücksichtigen, es wird trotzdem behaglich.
Wir vertreten die Überzeugung, dass in der Nähe zu den Dingen ein Äquivalent zur heutigen Ästhetik zu finden ist: das Schöne verleiht in Verbindung mit anderen Werten – mit der Konzentration auf diesen natürlichen und kulturellen Hintergrund – den Lebenswirklichkeiten Ausdruck. Aus den Eigenschaften des Ortes, seines Materials und dem kulturellen Vermögen der dort lebenden Menschen erhoffen wir uns wertvolle Bilder, die uns auch heute fesseln. Es sind dies Bilder, welche die Tiefe des spezifischen Ortes in sich tragen. Einer bloss verstandesmässigen Vereinnahmung widerstehen sie – wie der Ort selbst. Diesen Rest von Unverfügbarkeit betrachten wir nicht als Mangel. In ihm sehen wir den Kern einer kulturellen Identität, einer Voraussetzung von Beziehung. Das Wesen dieser Beziehungen wollen wir aus den vorgefundenen Realitäten hervorbringen und in der Entwurfsidee verankern.
Vor Ort werden die "Schönheiten" des Ortes herausgefiltert und eine passende Situation für eine bauliche Struktur gewählt. Inhaltlich werden folgende Strukturen vorgeschlagen:
- Berghotel: Kaminraum, Bibliothek- und Kartenraum, Aufenthaltsräumen, Spa und Gästezimmer
- Museum der Geologie und des Wasser: Dauerausstellung zur Geologie und des Wassers in der sächsischen Schweiz, Wechselausstellungsräume, Archive, Foyerbereich und Museumsgarten
- Trinkhalle: Abfüllanlage für Mineralwasser, Trinkhalle/Wandelhalle, Restaurant und Verkaufsraum
- Bellvue: Kleinarchitekturen im Bielatal (Kegelbahn / Aussichtsturm / Gaststätte / Refugium)
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