Veranstaltungsdetails

K1500-A41102X 5. VE Wohnbauten - Münster - Nichtorte

Lehrende: Prof.Dipl.-Ing. Carsten Lorenzen; Tobias Maisch
Veranstaltungsart: Entwurfskurs
Orga-Einheit: Architektur
Semesterwochenstunden: 3
Unterrichtssprache: Deutsch
Alternativtitel:  „Wie Menschen denken und Leben, so bauen und wohnen sie.“ 
Johann Gottfried von Herder 

 Wohnen ist ein Grundbedürfnis und der Aufenthalt von Menschen in Räumen unumgänglich. Die Lebensformen und die Lebensbilder sind zwar unüberschaubar, aber in all der Vielfältigkeit „normal“. Was als Rahmen für das Wohnen und die sich über die Zeit verändernden Lebensvorstellungen bleibt, ist der Raum. Er ist die elementare Substanz der Architektur und zugleich die Grundlage für jede menschliche Existenz und Handlung. Es geht um den Raum, Raum als Lebensmittel - um einzelne Räume, Raumbeziehungen, um kleine Raumkonstellationen und die Anordnung dieser zu Raumorganismen; es geht um einen Raumplan, ein Haus und ein Bauwerk als Ort, als Lebensraum und als kultureller Charakter - und immer geht es um die Stadt. 

Münster 

Die kreisfreie Stadt Münster in Westfalen ist Sitz des gleichnamigen Regierungsbezirks im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Von 1815 bis 1946 war Münster Hauptstadt der preußischen Provinz Westfalen. Die Stadt an der Münsterschen Aa liegt zwischen Dortmund und Osnabrück im Zentrum des Münsterlandes und ist als zwanzigstgrößte Stadt Deutschlands eines der Oberzentren des Landes Nordrhein-Westfalen. Münster ist seit 1915 eine Großstadt. 2014 überstieg ihre Einwohnerzahl erstmals die Marke von 300.000 Personen. Mit 55.000 Studenten gehört Münster zu den zehn größten Universitätsstädten Deutschlands. 

Die Stadt ist ein wichtiger Dienstleistungs- und Verwaltungsstandort und Sitz mehrerer Hochschulen. Münster ist Sitz eines katholischen Bischofs. Im Jahre 799 gründete Papst Leo III. bei seinem Treffen mit Karl dem Großen das Bistum Münster sowie die Diözesen Osnabrück, Minden und Paderborn. 805 wurde der heilige Ludgerus im Kölner Dom zum ersten Bischof von Münster geweiht. Seit 2009 ist Felix Genn der Bischof. Bekannt ist Münster als Fahrradstadt sowie für seine nach dem Zweiten Weltkrieg zu Teilen rekonstruierte historische Altstadt. 

Münsters größte Arbeitgeber waren nie Wirtschaftsbetriebe, sondern von jeher die Bildungs- und Verwaltungseinrichtungen der Stadt, unter anderem die Universität, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und die Bezirksregierung. Aus diesem Grund wird Münster vielfach als „der Schreibtisch Westfalens“ tituliert. Münster ist als Handelsstadt bedeutsam. Daneben spielt die traditionelle Landwirtschaft – insbesondere in Randbereichen der eingemeindeten Orte – weiterhin eine wichtige Rolle. 

Campus 

Die Stadt Münster verfügt über eine differenzierte Schul- bzw. Bildungslandschaft mit Hochschulen, Berufsakademien, Berufsschulen und Berufsbildungszentren. Die Wissenschaft prägt seit jeher das Profil und auch das Bild der Stadt Münster. Als eine der größten Standorte in Deutschland zählt sie zirka 60.000 Studenten an neun Hochschulen. Darunter fallen die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Fachhochschule Münster, Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, Fachbereich Finanzen, Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Philosophisch-Theologische Hochschule Münster, Deutsche Hochschule der Polizei, Kunstakademie Münster und Musikhochschule Münster. Im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder hatte die Universität Münster die Cluster „Cells in Motion“ mit dem Schwerpunkt auf den Lebens- und Naturwissenschaften sowie „Religion und Politik“(geistes- und sozialwissenschaftlicher Hintergrund) eingeworben. Sie umfassen nahezu das gesamte wissenschaftliche Spektrum der Hochschule. Der aktuelle Förderzeitraum für beide Exzellenzcluster endete 2018. 

Im Jahr 2012 hatte der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft die Stadt Münster für das Programmkonzept „Münsters Wissen schafft“ und „Münsters Originale“ als Preisträgerin im Wettbewerb „Stadt der Wissenschaft“ ausgezeichnet. Die Ehrung würdigte die Wissenschaftsstadt und nachhaltige Zusammenarbeit von Stadt, Hochschulen, Wirtschaft und Bürgerschaft.  

Der Campus der Universität Münster liegt im Osten, angrenzend an der Altstadt von Münster. Der Campus ist gut an den öffentlichen Personen Nahverkehr angebunden und auch fußläufig gut aus der Innenstadt zu erreichen. 

Nicht-Orte 

Der Begriff Nicht-Ort (bezeichnet ein Gedankengebäude des französischen Anthropologen Marc Augé. Nicht-Orte sind insbesondere mono-funktional genutzte Flächen im urbanen und suburbanen Raum wie Einkaufszentren (Shopping Malls), Autobahnen, Bahnhöfe und Flughäfen. Der Unterschied zum traditionellen, insbesondere anthropologischen Ort besteht im Fehlen von Geschichte, Relation und Identität, sowie in einer kommunikativen Verwahrlosung. 

In dem 1992 erschienenen Werk Non-Lieux (Nicht-Orte) versucht Augé dem traditionellen Ort eine neue, dynamische Variante gegenüberzustellen. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich daher mit der soziologischen Sichtweise des Ortes und gibt Einblick in Augés Zugang. Zentrales Thema in der Auseinandersetzung mit Ort bzw. Nicht-Ort ist der Bezug auf den anthropologischen Ort, der Augé dazu dient, das Modell des Nicht-Ortes zu konstruieren. Im zweiten Teil beschreibt er seine Theorie der Nicht-Orte. 

„So wie ein Ort durch Identität, Relation und Geschichte gekennzeichnet ist, so definiert ein Raum, der keine Identität besitzt und sich weder als relational noch als historisch bezeichnen läßt, einen Nicht-Ort.“ (Augé 1994, 92) Für Augé stellt der Nicht-Ort im Gegensatz zum Ort eine Schwächung der Funktionen dar: „Der Raum des Nicht-Ortes schafft keine besondere Identität und keine besondere Relation, sondern Einsamkeit und Ähnlichkeit.“ (Augé 1994, 121) 

Programm 

Die Struktur des Campus ist sehr heterogen und über die Jahre eher "zufällig" gewachsen bzw. nicht fertig gebaut worden. Es sind  unbestimmte Orte innerhalb des Campus 
entstanden, die nach neuen Planungen und Impulse sowie innovativen Lösungsansätzen rufen. Mit diesen "Nicht-Orten" wollen wir uns im kommenden Semester beschäftigen. Die Orte benötigen für ein innovatives und lebendiges Quartier, eigenständige und individuelle Antworten, die auf den vorgefundenen Ort genau abgestimmt sind.  Die Möglichkeiten des Wohnungsbaus sollen innerhalb und an den Grenzen des gegebenen Regelwerks ausgelotet werden. Gesucht werden Lösungen, die den Dialog mit den Orten bewusst Suchen, mit dem Anspruch einen für die Bewohner 
Identitätsstiftenden Ort zu schaffen. Das Programm des Hauses ist abhängig von seinem Ort. 

Wohnungsbau außerhalb des Einfamilienhauses ist das Entwerfen für einen unbekannten Nutzer. Für ihn und seine Lebensweise müssen Räume und Raumfolgen entwickelt werden. Ist es hier erlaubt stereotype Muster oder eigene Wohnvisionen umzusetzen? Wohnungsbau soll in erster Linie die Ansprüche des Nutzers erfüllen. In der Realität ist der Nutzer jedoch nur in seltenen Fällen beteiligt. Vielmehr entwickelt sich Wohnungsbau häufig im Dialog zwischen Architekten, Banken, Kommunen und den Akteuren des Wohnungsbaus. Dabei setzen die Akteure des Wohnungsbaus - je nach 
Grundstückspreis - mit ihren Finanzierungs- und Abschreibungsmodellen die Rahmenbedingungen vieler Projekte. Gute Projekte lassen sich in der Regel nur mit und nicht gegen diese Strukturen entwickeln. Daher gilt es diese Rahmenbedingungen, ihre Abhängigkeiten sowie die Strategien ihrer Akteure zu verstehen. Die intensive Auseinandersetzung mit den verschiedenen Wohnungsbauprogrammen, Wohnmodellen und zeitgenössischen Tendenzen im Wohnungsbau bildet die Grundlage für den Wohnungsbauentwurf „Nicht-Orte“. Schrittweise werden wir uns ausgehend vom konkreten Ort zum konkreten Programm zum konkreten Nutzer zur Architektur annähern und in verschiedenen Dialogen Antworten auf unsere Fragen formulieren.
Professur: Studio Wohnbauten 
Prof. C. Lorenzen 

Mitarbeiter: 

Tobias Maisch 
Meiximilian Meixner 
Till Pfeifer 
Steffen Burucker 

Sekretariat: 

Elke Noack 
wohnbauten@mailbox.tu-dresden.de
Gastreferent: Gastkritik:

Johannes Lott I Katharina Löser
Terminhinweise: Exkursion:
16.04. - 19.04.20

Literatur

Termine

Datum Von Bis Raum Lehrende
Es liegen keine Termine vor.

Übersicht der Kurstermine

    Es liegen keine Termine vor.

Lehrende
  • Prof.Dipl.-Ing. Carsten Lorenzen
  • Dipl.-Ing. Tobias Maisch