| Alternativtitel: |
Phalanstère
rurale Dichte
Die Idee des Phalanstères entstand im nachrevolutionären Frankreich und geht im Wesentlichen auf den Utopisten Charles Fourier (1772–1836) zurück. Er erdachte eine hochverdichtete Wohn- und Produktionsgenossenschaft auf dem Land, die als Miniaturstadt freistehende, kleinteilige Siedlungsstrukturen verhindern sollte. Sie sollte landwirtschaftliche und industrielle Güter produzieren und im ländlichen Raum mit guter Anbindung an bestehende Städte verortet werden.
Die durch ihn konzipierte Wohnform geht von einer explizit nicht bürgerlichen Gemeinschaft aus, die gemeinsam lebt, arbeitet, liebt, produziert und konsumiert. Ein gutes Leben in Gemeinschaft für alle war sein Anspruch. In seiner Vorstellung bestand eine solche Gemeinschaft, die er Phalanx nannte, idealerweise aus 1.620 Personen. Das Wort Phalanstère stellt dabei ein französisches Kofferwort dar und kombiniert die Idee der Phalanx-Gemeinschaft mit der Typologie eines Klosters (frz. le monastère).
Wir leben im Zeitalter der Hyperurbanisierung: 70% der Menschheit wird aller Voraussicht nach 2050 in Städten leben. Millionenstädte werden zur globalen Norm und Hypergroßstädte mit mehreren 10 Mio. Einwohner*innen wachsen auf fast allen Kontinenten.
In Deutschland wird zwar von einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung ausgegangen, gleichzeitig steigt die Anzahl an Städtern und Städterinnen in Deutschland auf fast 80 %.
Groß- und Mittelstädte, aber auch vermehrt kleinere Städte stehen aufgrund eines andauernden Zuzugs unter massivem Druck: Wohnraum wird knapp und somit teuer, öffentliche Flächen werden rar und städtische, technische und soziale Infrastrukturen kommen an ihre Grenzen: Wachstumsschmerzen machen sich in allen Städten bemerkbar. Das Stadtinnere wird immer dichter und sozial segregierter, die Ränder verfranzen und das Umland zersiedelt. Parallel hierzu werden die Folgen des Klimawandels immer unübersehbarer und mahnen uns zum bedachten, schonenden Umgang mit endlichen Ressourcen wie Energie, Rohstoffen, Wasser – aber auch: Raum. Die immer stärkere Konzentration und die stetige Verdichtung zum Schutz der Umwelt, scheinen sich im Zeitalter der Hyperverstädterung als Paradigma in ihrer derzeit praktizierten Form zu erschöpfen.
Neben diesen globalen Phänomenen lässt sich eine Re-Romantisierung des Lebens auf dem Land im eigenen Haus beobachten. Obwohl die weit überwiegende Mehrheit der Deutschen in Städten lebt, träumen 44 % von einem Leben im eigenen Heim auf dem Land. Das Leben auf dem Land wird als ursprünglicher, weniger entfremdet und im Einklang mit der Natur romantisiert und als Idyll und Sehnsuchtsort projiziert. Die Nachfrage nach flächenintensiven, neuen Eigenheimsiedlungen ist ungebrochen.
In unserem Entwurfsstudio, das wir auch im kommenden Semester als Case Study betrachten, lassen wir uns vom utopische Potential des Phalanstère-Gedankens inspirieren. An bestehenden Infrastrukturen entwickeln wir zukunftsweisende, hochverdichtete Wohnformen abseits der Städte, die den Wunsch nach dem Leben im Ländlichen und die Notwendigkeit eines flächensparenden Wohnens in Gemeinschaft verhandeln.?
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