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Kontext
Berlin wächst mit großer Dynamik. Nach aktueller Prognose wird die Bevölkerung bis zum Jahr 2030 auf etwa 3,9 Mio Berliner*innen steigen.Vor diesem Hintergrund steigt der Druck, neue Wohn- und Gewerbestandorte in der Stadt zu entwickeln, Stadträume nutzungsstrukturell neu zu ordnen und bislang baulich weitgehend ungenutzte Flächenpotenziale zu erschließen. In Anbetracht der zunehmenden Flächenknappheit richtet sich der Blick dabei verstärkt auf Bereiche außerhalb des S-Bahn-Rings, so beispielsweise auch auf das sogenannte „Dreieck Späthsfelde“ im Bezirk Treptow-Köpenick, das sich im Übergangsraum zwischen Innenstadtrandzone und dem stärker landschaftlich geprägten Stadtrandbereich befindet und dessen Entwicklung über ca. 150 Jahre entscheidend von den (namensgebenden) Späth’schen Baumschulen geprägt wurde. Heute ist die Produktion der Späth’schen Baumschulen, die um 1900 die größte Baumschule der Welt waren und im „Dreieck Späthsfelde“ noch heute über Flächen im Umfang von ca. 31 ha verfügen, weitgehend auf Anbauflächen in Königs Wusterhausen ausgelagert.
Übergeordnete Planungen des Landes Berlin sehen für Teile des „Dreiecks Späthsfelde“ schon seit längerem die Entwicklung von Gewerbeflächen vor. Aufgrund seiner Lage an der Bundesautobahn A 113 mit der Anschlussstelle Späthstraße sowie seiner Innenstadtnähe bieten sich insbesondere die im Westen und Nordwesten Späthfeldes gelegenen Flächen für eine gewerbliche Entwicklung an. Die Eröffnung des Flughafens BER stellt dabei eine weitere Chance für das Areal dar, da es unmittelbar an der Entwicklungsachse zwischen dem neuen Flughafen und der Innenstadt liegt.
Darüber hinaus wird seitens des Landes Berlin inzwischen auch ein Potenzial für eine Wohnbebauung im Südosten des „Dreiecks Späthsfelde“ gesehen. So wurde das Areal im Sommer letzten Jahres im Kontext des Senatsbeschlusses zum Stadtentwicklungsplan "Wohnen 2030" als Potenzialfläche für einen gemischten Wohn- und Gewerbestandort eingestuft und empfohlen, eine Entwicklung von Teilflächen im Bereich der Späthstraße für Wohnungsneubau zu prüfen.
Ungeachtet der vorgenannten Überlegungen scheiterte die Initiierung einer Entwicklung des Gebiets bislang am fehlenden Lückenschluss des übergeordneten Verkehrsnetzes zwischen der Bundesautobahn A 113, Anschlussstelle Späthstraße und der Minna-Todenhagen-Straße bzw. gleichnamiger Spreebrücke. Erschwert wird eine städtebauliche Neuordnung des Gebiets zudem durch die teilräumliche Betroffenheit von Kleingärten, deren Erhalt aktuell politisch ein größeres Gewicht beigemessen wird als einer baulichen Entwicklung.
Aufgabenstellung
Ziel ist die Erarbeitung eines städtebaulichen Rahmens für die Entwicklung eines durchgrünten neuen Stadtquartiers mit Gewerbe- und Wohnnutzungen unter Beachtung der in dieser Aufgabenstellung dargestellten städtebaulichen, verkehrlichen und freiräumlichen Herausforderungen. Das Quartier ist in einer Größe und Dichte auszubilden, die eine Grundausstattung mit sozialen Infrastruktureinrichtungen wie Kitas und einer Grundschule sowie Nahversorgung trägt. Eine entsprechende „kritische Masse“ von mindestens ca. 2.000 Wohnungen sollte daher erreicht und kann auch überschritten werden.
Den "Begriff "Gartenstadt 4.0“ verwenden wir in diesem Zusammenhang als Arbeitstitel. Er beschreibt im Sinne eines übergeordneten Prinzips – auch mit Blick auf seine historische Bedeutung – die für die Entwicklung und Ausprägung städtebaulicher Qualitäten notwendigen Elemente: Freiraum, Bebauung, Erholung, Produktion und Mobilität. Die Bedeutung der Gartenstadt verweist in diesem Kontext weit über den Grünraum hinaus. Der Begriff ist geprägt durch einen sozialen und genossenschaftlichen Charakter einer reformorientierten Stadt, die jeweils aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen in den Mittelpunkt stellt. Er beinhaltet somit vielfältige Anknüpfungspunkte, um eine Gartenstadt nicht als „Retro-Modell“ anzuwenden, sondern sie mit Blick auf heutige Anforderungen als urbanes Quartier hoher Dichte mit qualitätsvollen und vielfältig nutzbaren Freiräumen weiterzuentwickeln.
Arbeitsschritte
In der ersten Phase werden das Planungsareal und die angrenzenden Quartiere intensiv in Bezug auf geschichtliche Entwicklung, Struktur, Nutzung, Freiraum, Gebäudetypologie und Verkehr analysiert und assoziativ intrepretiert. Danach sollen Szenarien für Produktions-, Wohn- und Mobilitätsformen sowie neue Freiraumtypen im Kontext der Gartenstadt 4.0 formuliert werden. Diese werden über die Untersuchung von räumlich-strukturellen Varianten zu tragfähigen städtebaulichen und freiraumplanerischen Konzepten weiterentwickelt. Nach der Diskussion der Konzepte werden Rahmenpläne erarbeitet, die eine prozesshafte Umsetzung und auch Anpassung erlauben. Unterschiedliche Teilbereiche werden vertieft und jeweils räumlich und funktional in einem größeren Maßstab bis in die Gebäudeebene (Typologie, Nutzungen, Erschließung, angrenzende Freiflächen) entwickelt.
Die Zwischenpräsentationen erlauben den kritischen Vergleich der Arbeiten untereinander, indem jeweils die konzeptionelle Entwicklung und der aktuelle Bearbeitungsstand dargestellt werden. Die Diskussion mit Gastkritikern (Sonderreferat Wohnen des SenStadtWohn Berlin, Institut für Verkehrsplanung und Straßenverkehr, Professur für Landschaftsbau, beide TU Dresden ) helfen, die Projekte weiterzuentwickeln und zu schärfen.
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